Das «Heitere» ist eines der lauschigsten, flauschigsten und freundlichsten Openairs der Schweiz und darf auch in diesem Jahr – bereits zum 24. Mal – auf erfolgreiche drei Tage mit ca. 36’000 Besuchern zurückblicken. Begonnen hat die Heitere-Woche bereits am Dienstag mit Volksrocker Andreas Gabalier, gefolgt von der Magic Night am Mittwoch und dem Volksschlager Openair am Donnerstag. Der krönende Abschluss, das «eigentliche» Heitere Openair, öffnete am Freitag seine Pforten für die Fans. Die Organisatoren liessen sich nicht lumpen und lockten mit Namen wie Birdy, Bligg, Sean Paul, Jan Delay oder Cro auf den Zofinger Hausberg. Und die grossen Bands hielten, was sie versprachen: Gute Musik und tolle Stimmung.

Die meisten Openairs kennen eine klare Trennung von Haupt- und Nebenbühnen. Auf der Main Stage halten sich die grossen Stars den Bühnenvorhang auf, die Nebenbühnen sind für die weniger bekannten Künstler gedacht. Die Zofinger Parkbühne, einst auch dem Konzept der zweitplatzierten Nebenbühne unterworfen, hat sich aber in den letzten Jahren zum der Main Stage ebenbürtigen Schauplatz gemausert. Einzig die kleinere Waldbühne entspricht noch altbekanntem Konzept, war aber sowohl am Freitag als auch am Samstag nur kurze Zeit in Betrieb. Heitere ist also, wenn Top-Künstler wie Bligg, Stromae oder John Newmann «nur» auf der Parkbühne auftreten.

Die Wettervorhersage fürs Heitere Open Air war durchzogen, die Veranstalter durften sich dann aber über einen grösstenteils gnädigen Wettergott freuen. Nachts prasselten ein paar doch heftige Regenschauer auf die Zeltstadt und die Openair-Besucher nieder, tags durch wärmte und trocknete die Sonne aber schnell alles wieder. Die Heitere-Fans liessen sich durch die nassen Nächte den Spass am Openair nicht verderben: Es wurde ausgelassen gefeiert, getrunken und getanzt.

Wie an vielen Openairs hierzulande steht auch am Heitere Open Air für die Besucher nicht nur die Musik im Zentrum. «Wir kommen jedes Jahr, es ist einfach schön hier und wir haben eine gute Zeit zusammen», so eine Gruppe Berner auf die Frage, ob sie wegen der Musik oder wegen dem Drumherum auf den Zofinger Hausberg gepilgert sind. Kunstvoll gestaltete Zeltgebilde bezeugen den Eindruck, dass für viele Openair-Gänger nebst der Musik Party und Spass ebenso wichtige Beweggründe sind, an ein Openair zu fahren. Dennoch steht und fällt ein Openair wie das Heitere natürlich auch mit der Qualität seines Line-ups. «Wir sind nur heute hier, wegen Jan Delay», grinst am Samstag ein Pärchen, wohl im Durchschnitt etwas älter als der harte Kern der Drei-Tages-Gäste.

Gutes Wetter, ausgelassene Stimmung und friedliche Leute: was will man mehr?

Aber nicht nur Partyvolk, auch wirkliche Musikfans kamen an den drei Tagen voll auf ihre Kosten. Erstes Highlight am Freitag waren Triggerfinger. Die belgische Band ist live ein wahrer Genuss! Nach den Rockern verzauberte Birdy die Fans mit ihrer fantastischen Stimme. Darauf hatte Bligg ein leichtes Spiel: Fliegend wechselten die Fans von der Linden- zur Parkbühne und feierten den bärtig-herzlichen Volksmusigger. Highlight am Samstag waren wohl Jan Delay mit seiner grossartigen Bühnenpräsenz und Stromae, der die aufgeheizten Fans vom Deutschen Funk-Rocker übernahm und eine bombastische Show lieferte. Er zuckte und tanzte mit der Menge durch die Nacht, um sie danach zu den Queens Of The Stone Age zu entlassen. Zum Abschluss gabs als Sahnehäubchen die Funpunker von QL – rockig, flockig, punkig, echt.

Wer am Sonntag auf den Heitere pilgerte, vernahm nicht nur den obligaten, nass-stinkigen Openair-Geruch, er tauchte auch ein in einen freundlichen, müden, wohligen Openair-Kater. Die Sonne heizte kräftig auf, die Stimmung war wunderbar und Adrian Stern bescherte den Besuchern eines der schönsten Konzerte des diesjährigen Heitere Open Airs: Nicht laut, nicht fordernd, nicht aggressiv, sondern einfach nur von ganzem Herzen sang sich der Badener durch sein Repertoire, küsste bei «Ha Nur Welle Wüsse» Gitarrist Jean-Pierre Von Dach auf die Wange und entführte alle nach «Amerika». Nach Adi Stern folgte Alex Hepburn mit einer soliden, einwandfreien Show, Panda Cro heizte dem (kreischenden) Publikum nochmals richtig ein, John Newman brachte alle zum Tanzen und ZAZ beendete mit einer sympathischen und charmanten Performance das 24. Heitere Open Air.

Das «Heitere», das Kleine unter den Grossen, darf auf drei gelungene Tage zurückblicken. Einziger Wermutstropfen bleibt auch am Heitere der Abfall. So hat sich das Organisationskomittee mit dem Abfallkonzept grosse Mühe gegeben, an jeder erdenklichen Ecke Sammelstellen für Glas, Alu, Pet und Restmüll aufgestellt und eine Plakatwand des «Team Heitere» mit Sprüchen wie «S Mami ruumt nachhär ned uf» oder «Mer send ned z St. Galle oder z Frauefäld» oder «Gib dim Abfall en Chorb» sollte die Besucher auf die Abfallproblematik aufmerksam machen – trotzdem blieb auch auf dem Heitere-Zeltplatz (zu) vieles achtlos liegen. Liebe Openair-Gänger, was zum Teufel ist los mit euch? Hier muss sich das verwöhnte Schweizer Openair-Publikum dringend ein Beispiel an Festivals im Ausland nehmen, an denen die Besucher ihre Hinterlassenschaften selbst wegräumen und niemals solche Abfallberge wie hierzulande einfach liegenbleiben.

Die liebevoll gestalteten Müllplakate nützen leider nicht viel. Die Besucher müllten das Festivalgelände ziemlich zu. 

Bis spät in die Nacht brannten auf dem Heitere am Sonntag die Lichter, als die Crew Bühnen, Essstände und Anlagen im Eiltempo wieder abbaute. Und wer jetzt den Heitere besucht, den erinnert nur der ramponierte Heitere-Platz an eine gelungene Woche mit viel Musik, Spass und Party. Nächstes Jahr feiert das Heitere Open Air das 25. Jubiläum – wir freuen uns darauf.